Stadler baut künftig Citylink-Stadtbahnen für Karlsruhe und andere Unternehmen

Der Hersteller Stadler Rail hat den Zuschlag für den grössten Auftrag in seiner Unternehmensgeschichte mit einem Gesamtvolumen von bis zu vier Milliarden Euro erhalten und wird künftig auch die neuen Zweisystem-Stadtbahnen für die Karlsruher Albtalverkehrsgesellschaft (AVG) liefern, wie Stadler jetzt in einer Pressemitteilung bekannt gab. Sechs Verkehrsunternehmen aus Deutschland und Österreich hatten im Rahmen des Projektes «VDV-Tram-Train» gemeinsam bis zu 504 Fahrzeuge international ausgeschrieben. Der Rahmenvertrag umfasst neben der Fahrzeugherstellung auch einen auf bis zu 32 Jahre angelegten Instandhaltungsvertrag. Bestandteil des Rahmenvertrags ist eine feste Bestellmenge von 246 Fahrzeugen vom Typ CITYLINK mit einem Volumen von rund 1.7 Milliarden Euro. Zudem besteht die Möglichkeit, bis zu 258 weitere Fahrzeuge zu bestellen. Mit dem Zuschlag beginnt eine langjährige Partnerschaft zwischen dem Projektkonsortium, bestehend aus den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK), der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG), der Saarbahn Netz, Schiene Oberösterreich, dem Land Salzburg und dem Zweckverband Regional-Stadtbahn Neckar-Alb und Stadler. In den kommenden zehn Jahren wird Stadler 246 Fahrzeuge vom Typ CITYLINK für die sechs Betreiber produzieren. Die ersten vier Fahrzeuge werden 2024 an die Saarbahn geliefert. 

Ein gemeinsames Basis-Fahrzeug für unterschiedliche Betreiber – das ist die Idee hinter dem Projekt Tram-Train, das der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zusammen mit AVG und VBK verfolgt, um so beim Einkauf neuer Zweisystem-Stadtbahnen deutlich Kosten zu senken. ©Stadler
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Trauer um den Stadtbahn-Pionier Dr. Dieter Ludwig

In einer aktuellen Pressemitteilung betrauert unter anderem der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) den Tod von Dr. Dieter Ludwig. Der „Erfinder“ des Karlsruher Modells mit Zweisystem-Stadtbahnen und ehemalige VDV-Präsident ist im Alter von 81 Jahren am 16. Juli 2020 in Ettlingen verstorben. Dr. Dieter Ludwig, langjähriger Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK), der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) und des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV), war von 1995 bis 2003 Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen und prägte vor allem in den neunziger Jahren wie kein zweiter ÖPNV-Manager in Deutschland den Ausbau und die Modernisierung des Straßenbahnsystems. Bis heute gilt sein „Karlsruher Modell“ weltweit als Vorbild und Vorreiter einer modernen und effizienten städtischen Mobilität mit Straßenbahnen. Sein Motto war stets: „Wir müssen die Bahn zu den Menschen bringen, sie dort abholen, wo sie leben und sie dahin bringen, wo sie hinwollen.“

Dr. Dieter Ludwig galt als Erfinder des „Karlsruher Modells“ mit Stadtbahnen, die sowohl als Tram in der Innenstadt als auch auf Bahngleisen bis weit in die Region fahren können. ©Foto privat

VDV-Präsident Ingo Wortmann: „Wir sind tief getroffen und in Gedanken bei den Hinterbliebenen. Dieter Ludwig hat eine ganze ÖPNV-Generation geprägt. Er war ein Vorbild für viele, die heute in verantwortlicher Position in dieser Branche tätig sind, auch für mich. In einer schwierigen Zeit als der ÖPNV und vor allem die Straßenbahnen aufgrund ihrer vermeintlich hohen Kosten politisch immer mehr unter Druck gerieten, hat er in Karlsruhe durch die Umsetzung des „Karlsruher Modells“ bewiesen, dass Straßenbahnen moderne, effiziente und umweltfreundliche Verkehrsmittel der Zukunft sind. Dies hat ihm und seiner Idee nicht nur in Deutschland, sondern weltweit bis heute zurecht hohe Anerkennung gebracht. Die Branche verliert durch seinen Tod einen Vordenker, Vorreiter und eine starke Persönlichkeit.“

Ohne den leidenschaftlichen Einsatz und die Überzeugungsarbeit von Dr. Dieter Ludwig gäbe es auch keine Stadtbahn in Heilbronn. Dr. Dieter Ludwig hatte schon früh die Bedeutung moderner und flexibler Bahnsysteme für die Entwicklung des ländlichen Raumes erkannt. Längst ist die Stadtbahn als Verkehrsmittel unersetzlich für die wirtschaftliche und umweltschonende Entwicklung der Region Heilbronn geworden. Im September 2009 hatten die Bürgerinitiative 780 FRANKENBAHN und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) zu einem verkehrspolitischen Abend mit Dr. Dieter Ludwig unter dem Motto „Chance für die Frankenbahn“ nach Möckmühl eingeladen. Die Heilbronner Stimme berichtete unter dem Titel: Stadtbahnexperte macht Hoffnung. Ein nach wie vor aktuelles Interview mit Dr. Dieter Ludwig zum Ausbau des Heilbronner Stadtbahnnetzes bis nach Osterburken findet sich im Frankenbahn-Weblog. (pm/mgr)

Heilbronn – Karlsruhe Hbf künftig im modernen Schnellzug ohne AVG?

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Talent statt Stadtbahn? Zwischen Heilbronn und Karlsruhe Hbf könnten bald bequeme Eisenbahnen rollen

In einer aktuellen Presseerklärung teilt das Landesverkehrsministerium mit, dass sich Land und kommunale Seite jetzt auf die künftige Vergabekonzeption für die Verkehre mit Karlsruher Zweisystem-Stadtbahnen geeinigt haben. Für die Vergabe der Zugleistungen wird das Karlsruher Netz (Vergabenetz 7a/b) in zwei Netze aufgeteilt: in einen Eisenbahnteil und einen Zweisystemteil. Die Zweisystemverkehre mit Stadtbahnen sollen weiterhin direkt an die AVG vergeben werden, der Bereich der Eisenbahn wird dagegen im Wettbewerb ausgeschrieben. Durch die Vergabekonzeption, auf die sich Verkehrsminister Winfried Hermann MdL und Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup am Montag (24. Juli 2017) verständigt haben, werde das erfolgreiche Karlsruher Modell zukunftsfähig gesichert. Die neue Konzeption dürfte auch die lang laufenden Eilzüge und Sprinter der S4 Heilbronn – Karlsruhe betreffen. Die Zweisystemfahrzeuge ermöglichen zwar die Innenstadtanbindung, bringen dafür aber insbesondere bei langen Wegen auch Nachteile mit sich. Sie sind weniger leistungsstark, verfügen teilweise nicht über Toiletten, haben nur geringe Fahrradmitnahmekapazitäten und werden als weniger komfortabel empfunden. Daher haben sich Stadt und Land darauf verständigt, künftig langlaufende Leistungen mit komfortableren Eisenbahnfahrzeugen über den Karlsruher Hauptbahnhof zu führen. Der VCD begrüßt dieses Konzept, da mit modernen Elektrotriebwagen die heute rund eineinhalb Stunden dauernde Fahrt im Eilzug von Heilbronn bis Karlsruhe in Zukunft für die Fahrgäste wesentlich komfortabler und auch schneller sein wird. Die Züge können dann direkt bis Karlsruhe Hbf fahren und dort bequeme Anschlüsse zum Fernverkehr im Rheintal bieten. Schnelle Anschlüsse in die Karlsruher Innenstadt sollten weiterhin gewährleistet sein. Die tatsächlichen S-Bahn-Linien von Schwaigern über Heilbronn bis Öhringen oder von Bretten bis Karlsruhe sollten davon nicht betroffen sein. Weiterlesen

Nach 2 Jahren Stadtbahn Nord: Tickets endlich auch im Zug

HNV-E-Ticket

VCD-Tipp: Mit dem E-Ticket des HNV braucht man keine Ticketautomaten mehr und spart 25%

Ein jahrelanges Ärgernis für die Fahrgäste der Stadtbahn Nord wird endlich beseitigt: Zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2016 nimmt die AVG endlich die in den Stadtbahnen vorhandenen Ticketautomaten in Betrieb. Dies teilt die AVG in einer kurzen Pressemitteilung mit. Fahrgäste können – wie auf allen anderen Stadtbahn-Linien schon immer üblich – auch in den Zügen der Linie S41 von Heilbronn nach Mosbach oder der S42 von Heilbronn nach Sinsheim ein Ticket im Zug lösen. Die AVG verkauft dies als „neues Serviceangebot“. Sie weist zudem darauf hin, dass es sich bei den mobilen Automaten um eine Ergänzung handele zu den stationären Fahrkartenautomaten, die an sämtlichen Haltestellen entlang der Strecke in Betrieb seien und über das volle Fahrkartensortiment verfügen. Allerdings verschweigt der Bahnbetreiber, dass an den meisten Stationen nur ein einziger Automat auf einer Seite der Gleise zur Verfügung steht und Fahrgäste oft Umwege gehen müssen, um an ein Ticket zu kommen. Immer wieder hatte es seit Inbetriebnahme der Stadtbahn Nord Ärger und Verwirrung um die in den Stadtbahnen installierten Ticketautomaten gegeben. Fahrgäste wunderten sich, dass die Automaten außer Betrieb waren, obwohl es seit Jahren ein Service-Merkmal der AVG war, dass man problemlos Tickets auch an den Automaten im Zug kaufen kann. Bei der S4 auf der Ost-West-Achse von Karlsruhe über Heilbronn nach Öhringen war dies nie ein Problem. Angeblich soll das Automaten-Verbot eine Vorgabe des Landes gewesen sein, weil auf der Nord-Strecke eben auch DB-Züge ohne Ticketverkauf im Zug verkehrten. Dies ist allerdings auch auf der S4 und auf anderen Strecken der Fall, wo der Ticketkauf in Stadtbahnen problemlos möglich ist. Um künftig stressfrei den ÖV in der Region zu nutzen, empfiehlt der VCD die Nutzung des übertragbaren E-Tickets des HNV, das zudem 25% günstiger ist als die Normalfahrkarte. (mgr)

AVG und Nahverkehrsgesellschaft setzen Fahrgastvorschlag um

S42 nach Sinsheim in Bad Friedrichshall ©wikipedia

S42 nach Sinsheim in Bad Friedrichshall ©wikipedia

Zum kleinen Fahrplanwechsel am Sonntag, den 12. Juni 2016 kommt es zu Anpassungen im Fahrplan der Stadtbahnlinien S41 und S42. Künftig wird es einen sogenannten „Eckanschluss“ zwischen beiden Linien in Bad Friedrichshall Hbf geben. Alle zwei Stunden kann künftig mit einer Übergangszeit von 4 Minuten aus Richtung Sinsheim in Richtung Mosbach umgestiegen werden sowie in Gegenrichtung aus Mosbach nach Sinsheim. Diese fahrgastfreundliche Lösung geht auf den Vorschlag von Alex Riederer aus Sinsheim zurück, den dieser unter anderem an das Fahrgastforum im HNV gesandt hatte. Riederer war regelmäßig von Neckarzimmern nach Sinsheim unterwegs, und stellte fest, dass in Bad Friedrichshall Hbf offiziell nur 2 Minuten Umsteigezeit blieben, obwohl die S42 in Bad Wimpfen sowieso vier Minuten auf den Gegenzug warten muss. Warum also nicht einfach in Bad Friedrichshall später abfahren und so einen entspannten Übergang schaffen? Der verantwortliche Verkehrsplaner bei der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg Markus Kempf reagierte prompt auf den Vorschlag. Man habe zusammen mit der AVG die Pünktlichkeit und Stabilität der Eckanschlussverbindungen untersucht und entschieden, den Vorschlag umzusetzen. „Alle zwei Stunden fährt die S42 künftig erst zur Minute 12 ab Bad Friedrichshall Hbf in Richtung Sinsheim, so dass neu 4 Minuten Umsteigezeit aus der S41 entstehen“, berichtet Kempf. „In der Gegenrichtung wird die S42 aus Sinsheim künftig zur Minute 44 in Bad Friedrichshall Hbf ankommen, so dass bis zur Abfahrt der S41 ebenfalls 4 Minuten Umsteigezeit entstehen.“ Da die S42 nur auf den Gleisen 10 und 11 von und nach Bad Wimpfen verkehren könne, sei ein bahnsteiggleicher Umstieg von und zur S41 leider nicht möglich. (mgr)

AVG soll Stadtbahnen bis 2022 betreiben – Keine Verbesserungen in Sicht

S4 Weinsberg-West

S4 in Weinsberg

Die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) soll auch weiterhin den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) auf den durch Karlsruhe führenden Linien inklusive der S4 über Heilbronn nach Öhringen betreiben. Dies sei das Ergebnis des SPNV-Vergabeverfahrens für das Ausschreibungsnetz 7 a/b, wie das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur (MVI) am 9. Dezember 2015 mitteilte. Der Angebotsumfang entspricht den auch heute vom Land bestellten Leistungen. Die Laufzeit des Verkehrsvertrages beträgt sieben Jahre bis 2022 und beginnt bereits am 13. Dezember 2015. Das Land zahlt für die von der AVG erbrachten Leistungen künftig einen Preis von 9,62 Euro pro Zugkilometer (Preisstand 2016). Zum Vergleich: Nach der Ausschreibung des Stuttgarter Netzes mit den Strecken über Heilbronn nach Mannheim und Würzburg zahlt das Land ab 2019 unter 6 Euro je Zugkilometer.
Mehr und schnellere Direktverbindungen von Heilbronn nach Karlsruhe, wie vom VCD gefordert, wird es nicht geben. „Die Sprinter-Züge (täglich zwei je Richtung) zwischen Heilbronn Hbf und Karlsruhe Hbf sind schon heute nicht Teil des durch das Land bestellten Umfangs. Der zukünftige Angebotsumfang entspricht den auch heute vom Land bestellten Leistungen“, sagt MVI-Pressesprecherin Julia Pieper.
Da bei der Vergabe auch Gebrauchtfahrzeuge zugelassen waren, sind keine großen Verbesserungen in Sicht. Die AVG darf wohl auch weiterhin mit den uralten, nicht barrierefreien Stadtbahnen mit Hocheinstieg in der Region fahren. Während bei den langlaufenden Fahrten im Murgtal nach Freudenstadt in mindestens einem Fahrzeugteil eine Toilette vorhanden sein soll, ist dies in den Zügen der S4 von Karlsruhe bis Heilbronn und Öhringen (Streckenlänge über 100 Kilometer) weiterhin nicht vorgesehen.
„Nur eine begrenzte Anzahl der verfügbaren Stadtbahnfahrzeuge ist mit Toiletten ausgestattet. Die Anzahl der vorhandenen Fahrzeuge reicht nicht aus, um auch die Linie S4 zwischen Karlsruhe und Heilbronn durchgängig mit Fahrzeugen mit Toilette zu betreiben“, so Julia Pieper.
Immerhin sollen die Züge bis Mitte 2017 mit kostenloser WLAN-Verbindung für die Reisenden ausgestattet werden. Bei einem Großteil der Fahrzeuge wird dafür die Innenausstattung (z.B. Sitzbezüge, Fahrradabstellmöglichkeiten) sukzessive modernisiert.
Dass die AVG den Zuschlag bekam, verwundert nicht, da es keine weiteren Bieter gab und zudem kein anderes Unternehmen auf die Schnelle genügend Zweisystem-Fahrzeuge zur Verfügung stellen kann. Diese wurden übrigens per Zuschuss weitgehend von den Anrainerkommunen finanziert und gehören damit faktisch der öffentlichen Hand. Zudem wurde die Vergabe von Anfang an von kommunaler Seite mit möglichen Horrorszenarien torpediert, wonach das Ende des erfolgreichen Stadtbahn-Modells drohe.
Ob es jedoch im Hinblick auf den Fahrgastkomfort sinnvoll ist, mit Straßenbahnen ohne Toiletten und kaum Platz für Gepäck über Strecken von 100 Kilometer Länge zu fahren, wurde nicht thematisiert. (mgr)

VCD kritisiert zunehmende Unzuverlässigkeit der AVG-Stadtbahnen

S4 Weinsberg-West

Immer öfter warten Fahrgäste auch vergeblich auf die S4 in Weinsberg

In einer aktuellen Pressemitteilung kritisiert der ökologische Verkehrsclub VCD die zunehmenden Zugausfälle bei den Stadtbahnen der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG). „Die Stadtbahnen der AVG waren noch vor zehn Jahren das große Vorbild für den attraktiven Ausbau des Nahverkehrs, doch derzeit ärgern sich immer mehr Fahrgäste über die Mängel im System“, beklagt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb.
„Nach der Krise der Jahre 2011/2012 mit hohen Verspätungen war die Pünktlichkeit im Jahr 2014 auf einem guten Weg und fast immer besser als bei den DB-Zügen – doch nun führt der akute Fahrermangel bei der AVG zum Ausfall vieler Stadtbahnfahrten“, so Matthias Lieb.
Das Stadtbahn-Netz, das ausgehend von Karlsruhe u. a. bis Sinsheim, Mosbach, Öhringen, Heilbronn, Bietigheim-Bissingen, Pforzheim, Bad Wildbad, Baden-Baden und Freudenstadt reiche, stehe immerhin für 15 Prozent der vom Land Baden-Württemberg bestellten Zugkilometer, stellt der VCD fest.
„Es kann nicht sein, dass wichtige überregionale Bahnverbindungen wie von Karlsruhe nach Heilbronn einfach ausfallen, weil die AVG nicht genügend Lokführer hat. Hier muss dringend etwas passieren!“, fordert Matthias Lieb. Schließlich betreibe die AVG manche Linien in Kooperation mit der DB AG – dann sollten doch auch Personalaushilfen möglich sein – insbesondere da die AVG ja nicht immer durch die Innenstädte mit den besonderen Anforderungen fahre, sondern auf DB-Gleisen wie jeder andere Zug unterwegs sei, gibt der Verkehrsclub zu bedenken.
Weiter fordert der VCD eine bessere Information seitens der AVG gegenüber den Fahrgästen und gegenüber der DB: „Die Zugausfälle müssen frühzeitig in alle Auskunftsmedien, nicht nur der AVG, sondern auch der DB eingespeist werden, so dass die Fahrgäste, aber auch die DB-Mitarbeiter in den Zügen und Reisezentren über die Stadtbahn-Ausfälle informiert sind und frühzeitig Alternativverbindungen wählen können“, erklärt Matthias Lieb.
Das Stadtbahn-Konzept ist sicherlich ein Erfolgsmodell, stoße aber nach VCD-Meinung inzwischen an seine Grenzen. „Je länger die Züge unterwegs sind, um so unpünktlicher werden sie“, erläutert Lieb. „Insbesondere wenn sie auch noch abschnittsweise auf Straßenbahngleisen vom Großstadtverkehr ausgebremst werden.“
Das Stadtbahn-Konzept sei aus VCD-Sicht sinnvoll vor allem in der schnellen Direktverbindung von
Umlandgemeinden mit dem Zentrum der Großstadt, wie z.B. in Karlsruhe und Heilbronn. Vor 20 Jahren habe man mangels anderer elektrischer Triebwagen die AVG-Stadtbahnen dann aber auch auf weitere Überlandverbindungen ausgedehnt, stellt der VCD fest.
Die Folge sei, dass heute die Verbindung Karlsruhe – Heilbronn mit 90 Minuten für 74 Kilometer langsamer sei als vor 25 Jahren, so der VCD. Dabei könnten Eilzüge mit nur wenigen Halten die Strecke in unter 60 Minuten und damit auch in einer zum Straßenverkehr konkurrenzfähigen Fahrzeit schaffen, gibt der VCD zu bedenken.
Auch Fahrten mit der Straßenbahn von Heilbronn nach Sinsheim, die für eine Strecke von 33 Kilometern 65 Minuten benötige, machten die Schiene nicht attraktiver, vor allem wenn sie das einzige Nahverkehrsangebot darstellten und es keine schnellere Alternative gebe, beklagt der VCD.

Stadtbahn-Chaos: Protest der Fahrgäste bislang ohne Erfolg

S42 in HN Austrasse

Zwischen Neckarsulm und Heilbronn verkehrt die Stadtbahn nur dreimal in der Stunde – viel zu selten, um eine Alternative zum Autoverkehr zu sein

Weiterhin gibt es massive Kritik am Projekt Stadtbahn Nord. Insbesondere in Mosbach-Neckarselz klagen Pendler nach Berichten der Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ), dass es keine durchgehenden Züge nach Stuttgart mehr gibt, die Anschlüsse von/zur Stadtbahn nicht funktionieren und sie nun in Straßenbahnen teils ohne Toilette in Richtung Norden gondeln müssen. Bei einer Veranstaltung in Mosbach klagten bei großem Andrang die Pendler den Verantwortlichen ihr Leid. So schreibt die RNZ: „Wer das geplant hat, ist noch nie Bahn gefahren“, rief eine genervte Pendlerin den Herren der NVBW zu. „Ich hätte schon meinen Job verloren, wenn ich für diesen Schwachsinn verantwortlich wäre“, warf eine andere Bahnfahrerin ein. „Die Betriebsaufnahme lief sehr schlecht. Dafür möchte ich mich in aller Form entschuldigen“, erklärte Ascan Egerer von der AVG. Das sachkundige Publikum brachte die Diskussionspartner sichtlich ins Schwitzen. Es wurde aber deutlich, dass eine schnelle Lösung nicht zu erwarten ist.
Mosbachs Stadtplaner Klaus Kühnel hat die Probleme so vorhergesehen und sieht im RNZ-Interview vor allem den Landkreis Heilbronn als Verursacher der Misere und beklagt das Durcheinander bei den Verantwortlichkeiten: „Der Raum Heilbronn, der das Projekt Stadtbahn auf den Weg gebracht hat, ist Hauptverursacher der Veränderungen. Die NVBW ist als Tochter des Landes Baden-Württemberg der Bezahler des Nahverkehrs, außerdem gibt sie den Fahrplan vor. Der DB Netz AG gehört die Infrastruktur, die DB Regio fährt die Züge im Neckartal und die AVG stellt im Auftrag vom Raum Heilbronn die Stadtbahn. Die Verantwortung liegt ein Stück weit bei allen.“ Zusammen mit der NVBW soll es eine Arbeitsgruppe geben, doch auch Kühnel glaubt nicht an rasche Verbesserungen und hofft auf den weiteren Protest der Pendler.
Auch Hans-Martin Sauter vom VCD berichtet von vielen frustrierten Fahrgästen. Auf den Hinweis, doch ihre Erlebnisse und ihren Ärger auch an die Heilbronner Stimme zu schicken, meinen viele „das bringt doch sowieso nichts“, da sowohl Briefe und E-Mails an das Verkehrsministerium, Landratsamt Heilbronn, den HNV und auch die Heilbronner Stimme bis heute unbeantwortet und ohne Reaktion blieben. „Gerade in den letzten Tagen habe ich so viel Post und E-Mails von Betroffenen bekommen, die allerdings auch teils mit ihrem Ärger nicht an die Öffentlichkeit gehen wollen, weil Sie im Öffentlichen Dienst, in der Stadtverwaltung, im Landratsamt oder einer anderen Behörde arbeiten“, sagt Sauter. Dennoch würde die Heilbronner Stimme das Thema totschweigen.
Auch bei den Anschlüssen zum Busverkehr im Raum Neckarsulm-Heilbronn funktioniert vieles nicht, vor allem weil der Landkreis Heilbronn Buslinien wahllos gekürzt hat und es nun nur noch drei Stadtbahn-Verbindungen je Stunde mit Wartezeiten von bis zu 30 Minuten zwischen Neckarsulm und Heilbronn gibt, worauf der VCD mehrfach hingewiesen hat und die Rücknahme der Verschlechterungen fordert. In anderen Großstädten rollen die Straßenbahnen dagegen im 5-Minuten-Takt. Doch leider zeigt bislang auch die Stadt Heilbronn kein großes Interesse an besseren Verkehrsverbindungen in die Nachbarstadt.
Zudem hat die AVG mit der Stadtbahn landesweit laut NVBW-Statistik mit die schlechtesten Pünktlichkeitswerte. So sagte Hubert Waldenberger, Pressesprecher vom Landratsamt Heilbronn, gegenüber der Heilbronner Stimme: „Das vom VCD vorhergesagte Verspätungschaos hat sich nicht eingestellt. Rund 92 Prozent der Stadtbahnverbindungen sind pünktlich.“ Davon abgesehen, dass der VCD nie ein „Verspätungschaos“ vorhergesagt, sondern immer nur auf Verschlechterungen für die Fahrgäste hingewiesen hatte, bedeutet eine Pünktlichkeitsquote von 92 Prozent landesweit einer der schlechtesten Werte. Laut NVBW gelten nach Definition Deutsche Bahn Züge als pünktlich, die weniger als sechs Minuten verspätet angekommen bzw. abgefahren sind. Bei der Stadtbahn Nord führen jedoch schon Verspätungen von vier Minuten dazu, dass vielerorts Anschlüsse nicht mehr erreicht werden, was ja gerade die Pendler aus Mosbach in Richtung Stuttgart massiv beklagen. Verpassen sie wieder einmal die Stadtbahn nach Mosbach in Neckarsulm, müssen sie meist eine Stunde auf die nächste warten.

Am Donnerstag, den 26. Februar 2015 gibt es um 20 Uhr in Neckarsulm in der Gaststätte Hohly eine Podiumsdiskussion der Grünen zum Thema. Hans-Martin Sauter wird den VCD vertreten.

Erste neue Stadtbahnen erhalten vorläufige Eisenbahn-Zulassung

ET2010 AVG neue Stadtbahn

ET2010 AVG neue Stadtbahn

Nach Pressemeldungen haben jetzt die ersten sieben Züge der neuen Baureihe ET 2010 die vorläufige Zulassung nach der Eisenbahnbetriebsordnung (EBO) vom Eisenbahnbundesamt (EBA) in Bonn erhalten. Die neuen Stadtbahnen dürfen nun wie bereits ihre Vorgänger – mit Einschränkungen – auch auf normalen Eisenbahngleisen verkehren. Sofern genügend Fahrzeuge verfügbar sind und noch ausstehende Tests erfolgreich verlaufen, könnte damit zum Fahrplanwechsel im kommenden Dezember auch der Betrieb der S41 und S42 nach Mosbach und Sinsheim starten. Die neuen Zweisystemzüge könnten dann von Neckarsulm auf den Gleisen der Deutschen Bahn weiter in die Region fahren. Die Albtalverkehrsgesellschaft (AVG) wartet seit über zweieinhalb Jahren auf diese Zulassung, weil der Hersteller Bombardier Transportation nicht alle nötigen Bescheinigungen beim EBA vorlegen konnte. Sukzessive werden nun auch die übrigen 23 Fahrzeuge über eine sogenannte Konformitätserklärung für den Einsatz als Zugverband zugelassen – ebenfalls vorläufig, so heißt es in einer Pressemitteilung. Denn bis Ende des Jahres, so die Auflage des EBA, müssen noch Ergebnisse zusätzlicher Prüfungen sowie von Langzeittests im Fahrbetrieb vorgelegt werden.

VCD fordert 15-Minuten-Takt zwischen Heilbronn und Neckarsulm

S42 Heilbronn Allee

S42 Heilbronn Allee

In einem Brief an den derzeitigen Oberbürgermeister der Stadt Heilbronn Helmut Himmelsbach, Landrat Detlef Piepenburg und an die Bürgermeister Martin Diepgen und Harry Mergel hat der VCD bereits am 11. März 2014 darauf hingewiesen, dass der bestehende 30-Minuten-Takt der S42 unattraktiv ist und kaum neue Fahrgäste lockt. Der Fahrplan der Stadtbahnlinie S42 zwischen Heilbronn und Neckarsulm sollte schnellstmöglich auf einen 15-Minuten-Takt verdichtet werden. Ein solcher Takt besteht auch bei den Stadtbussen in Heilbronn und Neckarsulm. Nur so kann nach VCD-Meinung der S42-Verkehr mit dem übrigen Nahverkehr sinnvoll vernetzt werden. Auch geplante Anpassungen beim Regionalbusverkehr im Halbstundentakt wären beim 15-Minuten-Takt der S42 im Bereich Neckarsulm sofort umsetzbar. Unabhängig davon, wann die S42 weiter in Richtung Norden verkehren wird. Die Rhein-Neckar-Zeitung hat jetzt ausführlich darüber berichtet: Paradox erscheint nicht nur dem VCD, dass auf der S42 fast viermal so viele Fahrgäste erwartet werden, die S-Bahnen aber nur halb so oft wie auf der S4 fahren. Beim 15-Minuten-Takt bis Neckarsulm könne die S42 später auch nach Norden flexibel in einem bei S-Bahnen üblichen 30-Minuten-Takt verlängert werden.
Die gesamte VCD-Pressemitteilung findet sich im Kommentar zu diesem Artikel. Ebenso die Antwort auf unseren Brief von OB Himmelsbach. Dieser lässt ausrichten, dass für einen 15-Minuten-Takt kein Geld da sei. Von einem vernetzten Nahverkehrskonzept ist dagegen keine Rede.