
Zwischen Neckarsulm und Heilbronn verkehrt die Stadtbahn nur dreimal in der Stunde – viel zu selten, um eine Alternative zum Autoverkehr zu sein
Mosbachs Stadtplaner Klaus Kühnel hat die Probleme so vorhergesehen und sieht im RNZ-Interview vor allem den Landkreis Heilbronn als Verursacher der Misere und beklagt das Durcheinander bei den Verantwortlichkeiten: „Der Raum Heilbronn, der das Projekt Stadtbahn auf den Weg gebracht hat, ist Hauptverursacher der Veränderungen. Die NVBW ist als Tochter des Landes Baden-Württemberg der Bezahler des Nahverkehrs, außerdem gibt sie den Fahrplan vor. Der DB Netz AG gehört die Infrastruktur, die DB Regio fährt die Züge im Neckartal und die AVG stellt im Auftrag vom Raum Heilbronn die Stadtbahn. Die Verantwortung liegt ein Stück weit bei allen.“ Zusammen mit der NVBW soll es eine Arbeitsgruppe geben, doch auch Kühnel glaubt nicht an rasche Verbesserungen und hofft auf den weiteren Protest der Pendler.
Auch Hans-Martin Sauter vom VCD berichtet von vielen frustrierten Fahrgästen. Auf den Hinweis, doch ihre Erlebnisse und ihren Ärger auch an die Heilbronner Stimme zu schicken, meinen viele „das bringt doch sowieso nichts“, da sowohl Briefe und E-Mails an das Verkehrsministerium, Landratsamt Heilbronn, den HNV und auch die Heilbronner Stimme bis heute unbeantwortet und ohne Reaktion blieben. „Gerade in den letzten Tagen habe ich so viel Post und E-Mails von Betroffenen bekommen, die allerdings auch teils mit ihrem Ärger nicht an die Öffentlichkeit gehen wollen, weil Sie im Öffentlichen Dienst, in der Stadtverwaltung, im Landratsamt oder einer anderen Behörde arbeiten“, sagt Sauter. Dennoch würde die Heilbronner Stimme das Thema totschweigen.
Auch bei den Anschlüssen zum Busverkehr im Raum Neckarsulm-Heilbronn funktioniert vieles nicht, vor allem weil der Landkreis Heilbronn Buslinien wahllos gekürzt hat und es nun nur noch drei Stadtbahn-Verbindungen je Stunde mit Wartezeiten von bis zu 30 Minuten zwischen Neckarsulm und Heilbronn gibt, worauf der VCD mehrfach hingewiesen hat und die Rücknahme der Verschlechterungen fordert. In anderen Großstädten rollen die Straßenbahnen dagegen im 5-Minuten-Takt. Doch leider zeigt bislang auch die Stadt Heilbronn kein großes Interesse an besseren Verkehrsverbindungen in die Nachbarstadt.
Zudem hat die AVG mit der Stadtbahn landesweit laut NVBW-Statistik mit die schlechtesten Pünktlichkeitswerte. So sagte Hubert Waldenberger, Pressesprecher vom Landratsamt Heilbronn, gegenüber der Heilbronner Stimme: „Das vom VCD vorhergesagte Verspätungschaos hat sich nicht eingestellt. Rund 92 Prozent der Stadtbahnverbindungen sind pünktlich.“ Davon abgesehen, dass der VCD nie ein „Verspätungschaos“ vorhergesagt, sondern immer nur auf Verschlechterungen für die Fahrgäste hingewiesen hatte, bedeutet eine Pünktlichkeitsquote von 92 Prozent landesweit einer der schlechtesten Werte. Laut NVBW gelten nach Definition Deutsche Bahn Züge als pünktlich, die weniger als sechs Minuten verspätet angekommen bzw. abgefahren sind. Bei der Stadtbahn Nord führen jedoch schon Verspätungen von vier Minuten dazu, dass vielerorts Anschlüsse nicht mehr erreicht werden, was ja gerade die Pendler aus Mosbach in Richtung Stuttgart massiv beklagen. Verpassen sie wieder einmal die Stadtbahn nach Mosbach in Neckarsulm, müssen sie meist eine Stunde auf die nächste warten.
Am Donnerstag, den 26. Februar 2015 gibt es um 20 Uhr in Neckarsulm in der Gaststätte Hohly eine Podiumsdiskussion der Grünen zum Thema. Hans-Martin Sauter wird den VCD vertreten.