Mit Batteriezügen in die Zukunft der Zabergäubahn

Die Heilbronner Stimme berichtet aktuell, dass die ersten Ergebnisse für die Standardisierte Bewertung zur Reaktivierung der etwa 20 Kilometer langen Zabergäubahn zwischen Lauffen/Neckar und Zaberfeld im Rahmen des Heilbronner Stadtbahn-Konzeptes negativ ausfallen. Von dem angepeilten volkswirtschaftlichen Nutzen sei das Projekt noch weit entfernt, sagt Landrat Detlef Piepenburg im Interview. Aus diesem Anlass fordert der VCD in der Region Hall-Heilbronn-Hohenlohe die Verantwortlichen erneut dazu auf, den Einsatz moderner Triebwagen mit Batterieantrieb zur Reaktivierung der Zabergäubahn ernsthaft zu prüfen. Solche Züge könnten umweltfreundlich unter der elektrischen Oberleitung auf der Frankenbahn zwischen Heilbronn bzw. Stuttgart und Lauffen verkehren, und dann mit Batterieantrieb auf die rund 20 Kilometer lange Zabergäubahn abbiegen. Beim Einsatz von Vollbahn-Fahrzeugen könnten Direktverbindungen aus dem Zabergäu sowohl in Richtung Heilbronn als auch in Richtung Stuttgart geschaffen werden, was bei einem reinen Betrieb mit Heilbronner Stadtbahnen nicht möglich wäre. Ein entsprechendes Konzept des VCD zum SPNV rund um Heilbronn findet sich im Weblog zur Frankenbahn.

Der Fahrzeughersteller Stadler etwa hat im Oktober 2018 in Berlin eine neue Variante seiner FLIRT-Triebzüge mit zusätzlichem Batterie-Betrieb vorgestellt. Der FLIRT Akku ist mit den elektrischen FLIRT-Fahrzeugen kompatibel und erreicht im Batteriebetrieb eine Reichweite von 80 Kilometern bei Tempo 140. Die Batterien können während der Fahrt unter Oberleitung, per Bremsenergie oder an der Endstation wieder geladen werden. Neben Stadler bieten inzwischen auch Bombardier mit dem Talent 3 und Siemens mit dem Cityjet Eco elektrische Triebzüge mit zusätzlichem Batterieantrieb an.

„Ein solches elektrisches Fahrzeug mit Batterien wäre der ideale Zug für einen kostengünstigen Betrieb der Stadtbahn Süd ins Zabergäu, da man sich die gesamte teure Elektrifizierung der Zabergäubahn sparen könnte“, sagt VCD-Vorstandsmitglied Hans-Martin Sauter.

Würde man zudem, wie vom VCD bereits vorgeschlagen, solche Züge auch auf der Hohenlohebahn zwischen Heilbronn und Schwäbisch Hall einsetzen, könnte auch die elektrische Lücke zwischen Öhringen und Schwäbisch Hall überwunden und die gesamte Linie elektrisch betrieben werden. Derzeit plant die Westfrankenbahn auf der Hohenlohebahn ab Ende 2019 den Einsatz von 15 Jahre alten, modernisierten Dieseltriebwagen vom Typ Desiro aus dem DB-Konzern, da zwischen Öhringen-Cappel und Schwäbisch Hall-Hessental auf etwa 30 Kilometer Länge die elektrische Oberleitung fehlt. Der VCD, aber auch das Land Baden-Württemberg und die Allianz Pro Schiene fordern, im Rahmen einer bundesweiten Elektrifizierungsoffensive auch diese elektrische Lücke im Schienennetz zu schließen.

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FLIRT Akku von Stadler bei der ersten Testfahrt in Brandenburg. Foto: Stadler

Dieselzüge würden damit in der gesamten Region Heilbronn künftig der Vergangenheit angehören. Die Region könnte sich als Vorreiter beim Klimaschutz und bei innovativen Mobilitätsprojekten profilieren und entsprechende Fördermittel beantragen, meint der VCD.

Der VCD hält es aus klimapolitischen Gründen für dringend geboten, dass auf der Zabergäubahn so schnell wie möglich wieder Züge rollen und zudem Diesel-Fahrzeuge nicht mehr länger unter elektrischer Oberleitung (wie auf Teilen der Hohenlohebahn) zum Einsatz kommen. Ein Betrieb im Zabergäu mit teuren Zwei-System-Stadtbahnen für die Durchbindung in die Heilbronner Innenstadt hält der VCD erst einmal für zweitrangig. „Für die Fahrgäste im Zabergäu sind vor allem attraktive, schnelle Bahnverbindungen in Richtung Heilbronn und gute Anschlüsse auch in Richtung Stuttgart am wichtigsten“, stellt Hans-Martin Sauter fest. Ein Stundentakt in der ersten Betriebsphase mit Vollbahnfahrzeugen wäre besser als weiterhin jahrelanges Warten auf die große Lösung mit Stadtbahnen. Zudem könnten dann in den Hauptverkehrszeiten auch Züge von Zaberfeld direkt bis nach Stuttgart verkehren.

Eine S-Bahn-Anbindung des Zabergäus könnte nach einem VCD-Konzept auch über die Verlängerung der vom VCD vorgeschlagenen S43 von Osterburken über Heilbronn bis nach Lauffen erfolgen. Grundsätzlich fordert der VCD die Schaffung einer sinnvollen Querverbindung durchs Zabergäu von Lauffen bis Bretten oder Maulbronn/Mühlacker (Einbindung der Bahnstrecke Maulbronn – Maulbronn West) als echte Mobilitätsalternative statt einer Stummelstrecke nur bis Zaberfeld. Auch dies könnte die Wirtschaftlichkeit des Bahnverkehrs auf dieser Achse deutlich verbessern. (mgr)

Siemens-Cityjet-Eco

Auf der Fachmesse Innotrans 2018 in Berlin präsentierte Siemens den Cityjet Eco mit zusätzlichem Batterieantrieb für die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). ©SCRITTI

3 Gedanken zu „Mit Batteriezügen in die Zukunft der Zabergäubahn

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