Das Land Baden-Württemberg beabsichtigt, die Beschaffung von 20 batterie-elektrischen Nahverkehrszügen im NETZ 8 Ortenau an die Siemens Mobility GmbH zu vergeben. Das gab jüngst das Landesverkehrsministerium in einer Pressemitteilung bekannt. Die Züge werden bis zur vorgesehenen Inbetriebnahme im Juni 2023 ausgeliefert. In der deutschlandweit ersten technologieoffenen Ausschreibung von lokal emissionsfreien Fahrzeugen hat das Land die landeseigene Gesellschaft Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg (SFBW) beauftragt, neue lokal emissionsfreie Züge als Alternative zu herkömmlichen Dieselfahrzeugen für das NETZ 8 Ortenau zu beschaffen. Diese Fahrzeuge sollen auf Strecken mit und ohne Oberleitung eingesetzt werden können. Die Besonderheit dieser Ausschreibung besteht darin, dass Siemens Mobility GmbH die Fahrzeuge nicht nur liefert, sondern über einen Zeitraum von 29,5 Jahren hinweg auch wartet und instand hält. Der Betrieb des Netzes – und damit die Suche nach einem Eisenbahnverkehrsunternehmen, das die Züge fährt – wird separat ausgeschrieben.

Batterieelektrischer Triebzug von Siemens als Cityjet für die Österreichische Bundesbahn auf der Berliner Messe Innotrans im September 2018 ©SCRITTI
Der VCD in der Region Hall-Heilbronn-Hohenlohe hat bereits mehrfach gefordert, bei einer möglichen Reaktivierung der Zabergäubahn den Einsatz moderner Triebwagen mit Batterieantrieb ernsthaft zu prüfen. Solche Züge könnten umweltfreundlich unter der elektrischen Oberleitung auf der Frankenbahn zwischen Heilbronn bzw. Stuttgart und Lauffen verkehren, und dann mit Batterieantrieb auf die rund 20 Kilometer lange Zabergäubahn abbiegen. Beim Einsatz von Vollbahn-Fahrzeugen könnten problemlos Direktverbindungen aus dem Zabergäu sowohl in Richtung Heilbronn als auch in Richtung Stuttgart geschaffen werden, was bei einem reinen Betrieb mit Heilbronner Stadtbahnen nicht möglich wäre. Ein entsprechendes Konzept des VCD zum SPNV rund um Heilbronn findet sich im Weblog zur Frankenbahn. Im Frühjahr 2019 hatte das Landesverkehrsministerium eine Liste mit stillgelegten Bahnstrecken und Potenzial für eine mögliche Reaktivierung vorgelegt. Dazu gehören auch die Zabergäubahn Laufen – Zaberfeld sowie die Strecke von Waldenburg nach Künzelsau.
„Da wir mit dem Einsatz von innovativen und lokal emissionsfreien Zügen technologisch Neuland betreten, wollten wir auch sicherstellen, dass die Fahrzeughersteller für die gesamte Lebensdauer der Fahrzeuge einzustehen haben“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann. „Die Hersteller müssen für die ständige Verfügbarkeit der Fahrzeuge im täglichen Einsatz sorgen und es gibt empfindliche Vertragsstrafen, falls sie dies nicht einhalten sollten.“ Darüber hinaus müssten die Hersteller auch für den Energieverbrauch und für die Energiekosten während der gesamten Vertragsdauer im Rahmen des „Lebenszyklusmodells“ einstehen. Dieses Modell wird damit erstmalig in Baden-Württemberg im Rahmen einer Beschaffung der SFBW realisiert.
Das NETZ 8 Ortenau umfasst folgende Strecken:
- Offenburg – Freudenstadt/Hornberg
- Offenburg – Bad Griesbach
- Offenburg – Achern
- Achern – Ottenhöfen
- Biberach (Baden) – Oberharmersbach-Riersbach
Das NETZ 8 umfasst Leistungen von rund zwei Mio. Zugkilometern pro Jahr. Der batterie-elektrische Zug von Siemens Mobility GmbH hat sich gegenüber allen anderen Wettbewerbern – also auch gegenüber dem batterieelektrischen FLIRT Akku von Stadler – im Ausschreibungsverfahren als wirtschaftlichstes Angebot und damit auch gegenüber der Brennstoffzellentechnologie durchgesetzt. Im Juni 2019 hat der Nahverkehrsbund Schleswig-Holstein (Nah.SH) bei Hersteller Stadler 55 Akku-Züge in Auftrag gegeben. Ab Dezember 2022 sollen sie auf nicht-elektrifizierten Strecken Diesel-Züge ersetzen, die im nördlichsten Bundesland bislang überdurchschnittlich oft unterwegs sind. mgr/Quelle: PM
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