Verkehrspolitischer VCD-Abend: Mehr Bahn braucht das Land!

Am Mittwoch, den 16. Oktober 2019, um 19:30 Uhr veranstaltet der VCD Regionalverband Hall-Heilbronn-Hohenlohe mit Unterstützung durch den Verein Zabergäubahn pro Stadtbahn und die Bürgeraktion Bottwartalbahn in Lauffen am Neckar, Lauffener Weingärtner EG, Im Brühl 48 beim Lauffener Bahnhof einen weiteren verkehrspolitischen Abend mit Diskussion zum Thema: Mehr Bahn braucht das Land! Reaktivierung jetzt! Zukunft für Zabergäu und Bottwartal

Verkehrspolitischer Abend mit dem VCD in Lauffen

Verkehrspolitischer Abend mit dem VCD in Lauffen am 16.10.19

Kein Klimaschutz ohne Verkehrswende! Wie können attraktive Bahnangebote den Öffentlichen Verkehr stärken und zum Rückgrat der Verkehrswende werden? Welche Zukunftschancen gibt es etwa für die Reaktivierung von Zabergäu- und Bottwartalbahn?

Das Land Baden-Württemberg untersucht derzeit 41 stillgelegte Bahnstrecken auf ihr Reaktivierungspotenzial, darunter auch Bottwartal- und Zabergäubahn oder die Krebsbachtalbahn, die über einen kurzen Lückenschluss nach Bad Rappenau angebunden werden könnte. Welche Konzepte und Ideen gibt es für eine erfolgreiche Reaktivierung? Welche Forderungen und Ideen hat der ökologische Verkehrsclub Deutschland VCD für eine ernstgemeinte Verkehrswende?

Moderne Hybrid- oder Batteriezüge, wie sie das Land Baden-Württemberg jetzt bestellt hat, bieten Chancen für eine Renaissance der Bahn auch auf Strecken ohne elektrische Oberleitung. Auch der Ausbau für moderne Tram-Systeme bringt den Menschen mehr Mobilität, wie die Erfolgsgeschichte der Stadtbahn Heilbronn anschaulich zeigt.

Gerhard Schnaitmann, langjähriger Mitarbeiter der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, spricht über Chancen und Möglichkeiten für den regionalen Bahnverkehr und die Wiederbelebung ehemaliger Bahnstrecken.

Matthias Lieb, VCD-Landesvorsitzender, erläutert die VCDKernforderungen für die Verkehrswende und berichtet über den Einsatz und die Ideen des VCD für eine attraktive und moderne Bahn im Land. Anschließend besteht die Gelegenheit für Fragen und zur Diskussion. Hier gibt es den  VCD-Flyer zum Download.

Werbung

Bimodaler FLIRT wäre optimale Ergänzung zur Stadtbahn

Bimodaler FLIRT von Stadler

Bimodaler FLIRT von Stadler, © Stadler

Der Schweizer Fahrzeughersteller Stadler Rail wird nach einer Pressemitteilung die ersten bimodalen Triebwagen vom Typ FLIRT für die Region Aostatal bauen. Die Züge fahren elektrisch sowie mit Dieselantrieb und kosten 43 Millionen Euro für fünf Fahrzeuge. Diese können im Dieselbetrieb oder im elektrischen Betrieb in Italien unter einer 3-kV-DC-Oberleitung fahren. Sie werden im interregionalen Personenverkehr zwischen Aosta und Turin zum Einsatz kommen. Die bimodalen Züge gehören zur neuesten Generation des FLIRT3 und werden 2018 ausgeliefert. Solche Hybrid-Triebwagen wären nach VCD-Meinung auch die idealen Fahrzeuge für den Betrieb des RegionalExpress auf der Hohenlohebahn zwischen Heilbronn und Crailsheim, um den nichtelektrifizierten Abschnitt zwischen Öhringen-Cappel und Schwäbisch Hall-Hessental zu überbrücken. Idealerweise könnte diese Linie ab Heilbronn weiter bis ins Zabergäu führen: Elektrisch auf der Frankenbahn bis Lauffen, anschließend mit Dieselantrieb weiter auf der reaktivierten Zabergäubahn. Die Stadtbahn Süd wäre mit solch einem Konzept wesentlich günstiger und schneller zu verwirklichen als mit einer klassischen Zweisystem-Stadtbahn, für die erst die gesamte Zabergäubahn elektrifiziert werden muss. Da auch auf der Hohenlohebahn bald der Stundentakt im RE-Verkehr kommen soll, könnten diese Züge schnell weiter bis Laufen und mit allen Unterwegshalten ins Zabergäu fahren. Das Zabergäu wäre damit optimal an das Oberzentrum Heilbronn angebunden. Mit dem halbstündlichen MetropolExpress bestünden ab Lauffen zudem schnelle Verbindungen in Richtung Stuttgart. Ein solches innovatives Projekt würde nach VCD-Meinung optimal zur vom Landesverkehrsminister propagierten „nachhaltigen Mobilität“ passen.

In einer aktuellen Pressemitteilung fordern VCD und Grüne die Prüfung eines solchen Konzeptes für die Reaktivierung der Zabergäubahn. Die PM findet sich im ersten Kommentar zu diesem Artikel.

Bimodaler FLIRT UK von Stadler für East Anglia

Bimodaler FLIRT UK von Stadler für East Anglia

Nachtrag: Stadler Rail wird ab 2019 neue bimodale (diesel+elektrisch) Züge vom Typ FLIRT UK auch für das von Abellio betriebene Netz East-Anglia liefern, nachdem Abellio 2016 den Zuschlag erhalten hatte. Insgesamt werden 24 4-teilige und 14 3-teilige Züge gebaut.

VCD: Landkreis muss Unterstützung für S-Bahn-Ausbau einfordern

Der Umwelt- und Verbraucherverband Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) in der Region Hall-Heilbronn-Hohenlohe reagiert mit Empörung auf jüngste Äußerungen von Landrat Detlef Piepenburg, wonach die Stadtbahn ins Zabergäu auf absehbare Zeit keine Chance auf Realisierung habe.
VCD-Vorstand Hans-Martin Sauter: „Erst die Frankenbahn, jetzt die Zabergäubahn. Landrat Piepenburg hat offenbar jedwede Hoffnung für eine Weiterentwicklung der regionalen Infrastruktur und Unterstützung aus Stuttgart aufgegeben. Erneut zeigt sich, dass Stuttgart 21 wie ein Staubsauger finanzielle Mittel aufsaugt und auf Kosten vieler sinnvoller Projekte geht.“
„Der Landrat sollte lieber in Stuttgart lautstark Unterstützung für die Region Heilbronn-Franken einfordern“, so Sauter. Zumal Piepenburg immer wieder betone, dass er es für richtig halte, in Stuttgart mehrere Milliarden Euro an Steuermitteln für einen nutzlosen unterirdischen Bahnhof zu verbuddeln.
Der VCD verweist darauf, dass allein für den Bau des Stuttgarter Tunnelbahnhofes 366 Millionen Euro an Regionalisierungsmitteln des Bundes zweckentfremdet werden. Sauter: „Dieses Geld könnte das Land sehr wohl für den Ausbau der Zabergäubahn einsetzen und für über 100 Jahre den Stadtbahnbetrieb finanzieren.“
Hans-Martin Sauter: „Wer den Verkehrskollaps in der Region Heilbronn-Franken verhindern und zugleich den Kommunen wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten bieten will, der kommt um den Ausbau eines leistungsstarken S-Bahn-Netzes nicht herum.“ Sämtliche Nachbarkreise hätten das erkannt, nur der Landkreis Heilbronn agiere mutlos und ignoriere Zukunftsperspektiven. Die Kommunen auch noch mit Horrorzahlen abzuschrecken, sei absolut kontraproduktiv.
Der VCD hält die von Piepenburg vorgelegte Kostenkalkulation teils für fachlich nicht begründet und nicht nachvollziehbar. Mit der Stadtbahn würden die Fahrgastzahlen im Zabergäu und damit auch die Einnahmen deutich steigen. Zudem spare der Landkreis wiederum Kosten beim Busverkehr.
Der VCD fordert bei der Zabergäubahn pragmatische Lösungen und auch den Einsatz von Elektro-Diesel-Hybrid-Zügen zu untersuchen. „Busse können eine schnelle S-Bahn nicht ersetzen“, sagt Sauter. Der halbstündige Anschluss mit Diesel- oder Hybrid-Fahrzeugen in Lauffen sei vorerst immer noch besser und wirtschaftlicher als gar keine S-Bahn. Mittelfristig könnte die Strecke dann weiter ausgebaut und zusammen mit dem Bahnverkehr Richtung Heilbronn ausgeschrieben werden.

Anmerkung: Die Heilbronner Stimme hat die Pressemitteilung auf ihrer Internet-Seite zunächst wieder mal stark verkürzt veröffentlicht und vor allem alle Bezüge zu Stuttgart 21 und die Kritik an Landrat Detlef Piepenburg getilgt. Das passiert regelmäßig, und es stellt sich die Frage, ob dahinter Absicht oder schlicht Ignoranz zu vermuten ist. Später gab es dann doch noch den kompletten Text.
Immerhin setzt sich die Bürger-Union in Güglingen sehr kritisch mit dem Thema auseinander und schreibt auch Leserbriefe, zu finden im Kommentar zu diesem Artikel.
Und auch die Grünen in Lauffen diskutieren mit (bislang die einzige Partei) und sehen den klaren Zusammenhang zur Geldvernichtung bei Stuttgart 21.
Dagegen reagiert die Südwest Presse positiv und greift den Vorschlag für Hybrid-Züge auch für die S-Bahn nach Schwäbisch Hall auf.