Unterschriftenaktion gegen Zugausfälle auf Frankenbahn

Die Bürgerinitiative 780 Frankenbahn hat inzwischen annähernd 2.000 Unterschriften gegen die ständigen Zugausfälle und Verspätungen auf der Bahnstrecke von Stuttgart über Heilbronn nach Würzburg gesammelt. Die Unterzeichner protestieren gegen die aktuellen Zustände im Bahnverkehr seit Inkrafttreten des Übergangsvertrages bis 2019 am 1. Oktober 2016. Auf der Strecke Würzburg – Heilbronn hätten zahlreiche Züge der Deutschen Bahn Verspätung oder fielen ganz aus, ohne dass die Fahrgäste ausreichend informiert werden, sagte Hans-Martin Sauter, VCD-Vorstand und Sprecher der Bürgerinitiative BI780 Frankenbahn dem Südwestrundfunk (SWR). „Große Probleme bereiten der Deutschen Bahn die Fahrzeuge aus anderen Bundesländern. Die hängt sie an hiesige Lokomotiven und merkt, dass die Türschließsoftware nicht funktioniert. Wenn hier Züge fahren und Türen kaputt sind und hunderte Personen ein- oder aussteigen müssen, führt das zu einem Chaos und zu einer Verspätung, die sich weiterzieht.“ Klagen höre die Bürgerinitiative ebenfalls von Seiten der Schulen: Viele Schüler würden es wegen der Frankenbahn nicht pünktlich zum Unterricht schaffen. Die andauernden Verspätungen auf der Frankenbahn wirken sich auch immer wieder negativ auf den Verkehr der Stadtbahn-Linien zwischen Bad Friedrichshall und Neckarsulm aus, da die verspäteten Züge Fahrplantrassen der Stadtbahnen blockieren.

Info-Abend zum Bahn-Chaos mit MdL Daniel Renkonen

Info-Abend zum Bahn-Chaos mit MdL Daniel Renkonen

Dem Thema widmet sich auch ein Informationsabend des Grünen Landtagsabgeordneten Daniel Renkonen unter dem Motto: „Zugausfälle – Wie geht es weiter mit der Bahn?“ am Donnerstag, den 1. Dezember 2016 um 19:30 Uhr in der Kelter, Besigheim. Am Informationsabend teilnehmen werden Gerd Hickmann (Leiter der Abteilung Öffentlicher Verkehr beim Verkehrsministerium BW) und Birgit Schneider (Pendlerin und Mitglied des Bündnisses Mensch und Umwelt Besigheim). Auch die Deutsche Bahn, aktuell Betreiber der Regionalzüge auf der Frankenbahn, wird mit Markus Stoll (Teilnetzmanager) und Karl-Eugen Stier (Produktion & Technik) vertreten sein. Die Besucher haben nach einer kurzen Einführung die Möglichkeit, den Podiumsgästen Fragen zu stellen.
Auch die Heilbronner Stimme hat sich des Themas Frankenbahn-Chaos angenommen. Eine Pendler-Serie stellt Menschen vor, die täglich zwischen Heilbronn und Stuttgart verkehren – sei es via Bahn oder Auto. Es wird geschildert, vor welchen individuellen Problemen sie stehen und welche Veränderungen sie sich wünschen würden. Wer mitmachen möchte, bitte bei Stimme-Redakteur Adrian Hoffmann melden: adrian.hoffmann@stimme.de; Telefon 07131/615599
(mgr)

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DB fährt auch nach 2016 in der Region – Ende der Silberlinge in Sicht?

DB-Silberlinge auf Frankenbahn

DB-Silberlinge auf Frankenbahn

Das Land Baden-Württemberg will mit den Übergangsverträgen für die Zeit nach Auslaufen des großen Verkehrsvertrages im Dezember 2016 weitgehend die Deutsche Bahn (DB) beauftragen. Allerdings soll der Preis für den Zugkilometer sinken, und die DB will mehr neues Wagenmaterial einsetzen.

Betroffen davon sind im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) auch die Linien von Heilbronn in Richtung Würzburg und Stuttgart. Ob damit auch das Angebot auf der Frankenbahn schon ab Ende 2016 besser wird, steht noch nicht fest. Frühestens ab 2018 sollen die entsprechenden, derzeit laufenden Ausschreibungen wirksam werden, so dass dann auch ein neuer Betreiber für die Linien an den Start gehen könnte.

In 11 von insgesamt 17 Losen soll die DB den Zuschlag für die Übergangsverträge erhalten, teilte das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur (MVI) am 4. November 2015 in einer Pressemitteilung mit. Vier weitere Lose seien ebenfalls grundsätzlich zuschlagsreif, benötigten jedoch die Zustimmung des daran beteiligten Aufgabenträgers Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), mit der bis Mitte November gerechnet wird. Zwei Lose befänden sich derzeit noch in der Prüfung.

Die DB habe zugesagt, zum Dezember 2016 etwa ein Drittel der bis zu 40 Jahre alten n-Wagen, der sogenannten „Silberlinge“, durch neuere und komfortablere Fahrzeuge zu ersetzen. In der Folgezeit sollen voraussichtlich mehr als die Hälfte aller Silberlinge von den Schienen in Baden-Württemberg verschwinden. Ob diese durch Doppelstockzüge oder Triebwagen ersetzt werden sollen, blieb offen.

Winfried Hermann, Minister für Verkehr und Infrastruktur, äußerte sich erfreut über das Ergebnis des Wettbewerbs um die Übergangsverträge: „Sowohl preislich als auch technisch führt das Ergebnis zu einer spürbaren Verbesserung. Vielerorts werden die Fahrgäste auch in den Genuss besserer Fahrzeuge kommen. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und der vom Land in Gang gesetzte Wettbewerb zeitigt weitere ökonomische Erfolge.“

Hermann fügte hinzu, dass der durchschnittlichen Zugkilometer-Preis in 2017 auf 9,60 Euro sinken werde, während das Land bisher 11,69 Euro im großen Verkehrsvertrag bezahle. im Vergleich ergebe sich beim Zuschlag auf alle Lose für die gesamte Laufzeit der Übergangsverträge rechnerisch eine Einsparung von 227 Millionen Euro.

Auch der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) freut sich in einer Pressemitteilung, dass die Ausschreibung der Übergangsverträge Wirkung gezeigt hat und sieht das Land nun in der Pflicht, das SPNV-Angebot auszuweiten, um damit den gestiegenen Fahrgastzahlen Rechnung zu tragen und Fahrplanlücken, zum Beispiel im Spätverkehr zwischen Stuttgart und Heilbronn oder Karlsruhe, kurzfristig zu schließen.

Zugleich sieht sich der VCD mit seiner Kritik am überteuerten großen Verkehrsvertrag bestätigt: „Trotz kurzer Laufzeit der Verträge sind Einsparungen von rund 80 Millionen Euro pro Jahr möglich“, sagt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb. „Hochgerechnet auf die gesamte Laufzeit von 2003 bis 2016 ergibt dies gerade eine Milliarde Euro, die das Land bislang zu viel an die DB gezahlt hat.“ Aus VCD-Sicht sei damit bestätigt, dass es keinen ökonomischen Grund gab, mit der DB einen solchen Vertrag abzuschließen, sondern dass im Jahr 2003 die damalige Landesregierung der DB ein Milliardengeschenk überreichte, damit diese das Projekt Stuttgart 21 weiter betrieb. (mgr)

Start der Stadtbahn Nord verzögert sich erneut

Die Wogen gehen derzeit hoch in der Region, nachdem die Heilbronner Stimme berichtet hatte, dass sich der geplante Start der Stadtbahn Nord zum Fahrplanwechsel im Dezember 2013 erneut verzögern wird. Nach Angaben der Karlsruher Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) liege dies am Wagenmaterial. Dies war schon länger abzusehen, da die neuen Stadtbahn-Fahrzeuge bislang keine Zulassung für den Betrieb auf Eisenbahnstrecken haben. Sie können daher nicht bis Bad Friedrichshall oder Neckarelz fahren. Nun ist klar, dass diese Zulassung auch nicht bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2013 zu bekommen ist. (weitere Berichte und Links auf der Seite S Nord.)
Der ökologische Verkehrsclub VCD in der Region Hall-Heilbronn-Hohenlohe hofft, dass die Zeit nun genutzt werden kann, um die größten Mängel bei der Planung der Stadtbahn Nord zu beheben. Der bislang vom Land Baden-Württemberg geplante 20-Minuten-Takt passt nicht zu den übrigen Taktverkehren von Regionalzug und Bussen (alle 30 oder 15 Minuten) in der Region, optimale Anschlüsse an die Stadtbahn sind so NICHT möglich, was bereits die betroffenen Busunternehmen heftig kritisieren. Der VCD fordert mindestens einen 15-Minuten-Takt der Stadtbahn zwischen Neckarsulm und Heilbronn und zunächst einen 30-Minuten-Takt bis Bad Friedrichshall. Die bisher zwischen Neckarelz und Ulm verkehrende stündliche Regionalbahn muss erhalten und zu einer zweiten Schnellverbindung von Heilbronn bis Heidelberg/Mannheim ausgebaut werden.
Ob die Verzögerung auch etwas damit zu tun hat, dass der AVG-Geschäftsführer Walter Casazza zum Jahresende von Karlsruhe zu den Stadtwerken Augsburg wechselt? Im Branchen-Fachblatt Roter Renner wurde darüber bereits heftig spekuliert. Chefredakteur Frank Schliffke schreibt: Aus der Kommunalpolitik meldeten sich sofort Stimmen, die darauf hinwiesen, man möge doch bitte Wanderer nicht aufhalten. Nur in einem Blog-Eintrag liest man, der OB dürfe Casazza auf keinen Fall ziehen lassen. Das ist aber kein Lob für den Abwanderungswilligen. Denn da heißt es weiter: Casazza solle so lange bleiben, bis er die Finanzierungsprobleme des Stadtbahntunnels in der Innenstadt gelöst habe. Tja, und dazu kommt jetzt noch ein massives Problem mit neuen Zügen. Da lebt es sich in Augsburg vorerst sicherlich bequemer als in Karlsruhe. (mgr)

Neue Sardinenbüchsen rollen an!

Neue AVG-Stadtbahn innen

Neue AVG-Stadtbahn innen

In Karlsruhe wurden vor einigen Monaten die neuen Zweisystem-Stadtbahn Fahrzeuge des Herstellers Bombardier vorgestellt, wie sie auch bei der Heilbronner Stadtbahn Nord zum Einsatz kommen sollen. Hier ein pdf mit 4 Fotos. Landkreis und Kommunen müssen wie üblich diese teuren Fahrzeuge (Stückpreis 4,5 Millionen Euro, ohne Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Typen) finanzieren und sie anschließend der AVG schenken. Wie diese teuren Sardinenbüchsen im Innenraum aussehen, hat von den Finanziers bisher offenbar niemanden interessiert.
Bombardier DoSto innen, ©Sven Steinke

Bombardier DoSto innen, ©Sven Steinke

Zum Vergleich: So präsentiert sich ein moderner Doppelstockwagen vom gleichen Hersteller, wie er derzeit auch in Zügen im Neckartal zwischen Neckarelz, Heilbronn und Stuttgart im Einsatz ist: Bequeme Sitze, Armlehnen, Tischgruppen, viel Platz zum Abstellen von Gepäck und Fahrrädern, mehrere Toiletten pro Zug. Diese Fahrzeuge sollen zwischen Neckarelz und Heilbronn von den neuen AVG-Stadtbahnen ersetzt werden. Im Gegensatz zur Stadtbahn verfügen die DoStos übrigens auch über einen 1.Klasse-Bereich.

Neckar-Odenwald-Kreis: Zahlreiche Nachteile durch Stadtbahn Nord

Achim Brötel, Landrat Neckar-Odenwald-Kreis

Achim Brötel, Landrat Neckar-Odenwald-Kreis

Für Turbulenzen beim Projekt Stadtbahn Nord sorgte Ende Oktober die Ankündigung des Neckar-Odenwald-Kreises (NOK), sich finanziell nicht an den künftigen Betriebskosten der Stadtbahn Nord und am Kauf der Fahrzeuge beteiligen zu wollen. NOK-Landrat Achim Brötel: „Diese Summen können wir nicht leisten.“ In einer Eilsitzung entschied daraufhin der Verwaltungsausschuss des Landkreises Heilbronn, diese Kosten notgedrungen zu übernehmen. Bis zum 31. Oktober musste der Bau- und Finanzierungsvertrag unterschrieben sein. Laut Heilbronner Stimme gingen die bisherigen Planungen davon aus, dass der NOK unter anderem 2,1 Millionen Euro für die Beschaffung der Stadtbahn-Fahrzeuge bezahlt. Haßmersheim, Neckarzimmern und Mosbach sollten dieselbe Summe aufbringen. Zudem sollten diese vier Partner pro Jahr zusammen knapp 200.000 Euro Betriebskosten übernehmen. In der Region Heilbronn reagierte man sehr ungehalten auf die Entscheidung der Landkreisnachbarn. In einem Brief an Kommunen und Kreisräte stellte Brötel später klar, dass eine Beteiligung an den Betriebskosten der Stadtbahn nie fest zugesagt war, da der NOK sich auch nicht an den Betriebskosten der S-Bahn Rhein-Neckar beteilige. Dies sei dem Landkreis Heilbronn bekannt gewesen. Brötel verweist vor allem auf die zahlreichen Nachteile bei der Verkehrsanbindung, die auf seinen Landkreis mit der Stadtbahn zukommen werden. So werden bisherige attraktive Direktverbindungen nach Stuttgart durch Stadtbahnen ersetzt, die nur noch bis Heilbronn verkehren und zudem 13 Minuten länger unterwegs sind. Hier findet sich der Brief von Landrat Brötel in gesamter Länge.
Übrigens berichtet die Rhein-Neckar-Zeitung wesentlich ausgewogener zum Thema als die Heilbronner Stimme, die wider einmal die Hälfte der Fakten ausblendet und den Neckar-Odenwald-Kreis gezielt an den Pranger stellt.

Blick nach Hamburg

Die neue Stadtbahn für Hamburg

Die neue Stadtbahn für Hamburg

Das Hamburger Abendblatt berichtet, dass die Bewerber zum Bau der neuen Stadtbahntrasse in der Hansestadt Schlange stehen. Zehn Kandidaten gebe es bislang, darunter auch Siemens. Hamburg plant ein komlett neues, am Ende 50 Kilometer langes Stadtbahn-Netz. Im Gegensatz zu Heilbronn wird in Hamburg alles rund um die neue Stadtbahn ausgeschrieben, auch die Fahrzeuge: „Der Preis für ein Fahrzeug dürfte bei drei bis vier Millionen Euro liegen“, sagte Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum.
Hamburg und Heilbronn im Vergleich:
Streckenlänge: 7,7 km erster Bauabschnitt / 3,6 km bis Neckarsulm Grenze
Voraussichtliche Baukosten: 152 Mio. Euro / 77,2 Mio. Euro
Baukosten je km: 19,7 Mio. Euro / 21,4 Mio. Euro
Fahrzeuge: 14 Züge zu je 3-4 Mio. Euro / 15 Züge zu je 4,6 Mio. Euro
Baubeginn: 2012, Fertigstellung bis 2014 / fraglich

Weitere Hintergrund-Infos zum Hamburger Projekt bzw. auf den Seiten der Hamburger Hochbahn

Gemeinden fürchten Kosten

Hagen Stegmüller berichtet in der Hohenloher Zeitung / Heilbronner Stimme darüber, dass die diskutierte Verlängerung der Stadtbahn von Öhringen nach Künzelsau wieder einmal an den Kosten scheitern könnte: Volker Lenz lässt nicht locker. Der Künzelsauer Bürgermeister würde nur allzu gern nachweisen, dass der Kreisstadt ein Stadtbahn-Anschluss zusteht. Mit einer Machbarkeitsstudie lässt Lenz prüfen, ob eine Bahnlinie ins Kochertal wirtschaftlich wäre. Auf dem gewünschten Schienenweg nach Künzelsau liegen aber noch andere Gemeinden – und die äußern sich genauso wie die Bahn skeptisch.
„Für unsere Stadt wäre das eine riesige finanzielle Belastung“, sagt Waldenburgs Bürgermeister Markus Knobel. Sicherlich sei die Verlängerung der Stadtbahn von Cappel bis Waldenburg wünschenswert und für die Beschäftigten des Gewerbeparks Hohenlohe ein großer Vorteil. Doch das Budget der Stadt sehe nicht gerade rosig aus. Ähnlich sieht es Sabine Eckert-Viereckel. „Finanziell wird es eng“, meint die Neuensteiner Rathaus-Chefin. Schon vor Jahren seien der Stadt im Fall einer Stadtbahn-Erweiterung Kosten von zwei Millionen Euro vorausgesagt worden. Eckert-Viereckel geht davon aus, dass sich dieser Betrag erhöhen würde.

(…)

Die Lösung: Hybrid-Fahrzeuge!

RegioTram Kassel

RegioTram Kassel

Was bei der ganzen üblichen Finanzdebatte leider außen vor bleibt: Eine echte Alternative – auch für den weiteren Ausbau der Stadtbahn ins Zabergäu – sind moderne Hybridfahrzeuge, wie sie etwa erfolgreich beim Projekt RegioTram in Kassel zum Einsatz kommen.

Hybridbahnen können sowohl elektrisch als auch mit einem Dieselmotor auf nicht elektrifizierten Strecken verkehren. Dadurch spart man sich die teure Elektrifizierung von Nebenstrecken. Es gibt heute sogar Straßenbahnen, die wie in Nizza mit Batterien Streckenabschnitte ganz ohne Oberleitung zurücklegen. Mit einem Diesel-Hybridfahrzeug könnte die Heilbronner Stadtbahn auch ohne Streckenausbauten schon heute von Öhringen bis Schwäbisch Hall durchfahren.

Dieselhybrid-Zug Combinoduo im Harz

Dieselhybrid-Zug Combinoduo im Harz

Weitere Informationen zu Dieselhybridfahrzeugen:
Auf der Homepage der RegioTram
Auf der Scritti-Stadtbahn-Seite