Zum Fahrplanwechsel am Sonntag, den 12. Dezember 2021 gibt es insbesondere im Süden von Baden-Württemberg wieder einige Verbesserungen, darauf weist das Landesverkehrsministerium in einer Pressemitteilung hin. Auch der VCD Baden-Württemberg hat darauf mit einer Pressemitteilung reagiert. Der VCD in der Region Hall-Heilbronn-Hohenlohe beklagt hingegen, dass die Region Heilbronn-Franken und insbesondere der ländliche Raum vom Land mal wieder vergessen werden und es teils sogar zu Verschlechterungen beim Öffentlichen Verkehr (ÖV) kommt. „Viele Probleme im Bus- und Bahnverkehr bleiben weiterhin ungelöst, obwohl der VCD seit Jahren regelmäßig darauf hinweist und konkrete Verbesserungsvorschläge macht“, zeigt sich VCD-Vorstand Hans-Martin Sauter enttäuscht und nennt nachfolgend einige Beispiele. Insbesondere die Verschiebung der letzten Fahrten auf der Stadtbahnlinie S4 um 20 Minuten auf nun 1:40 Uhr reist Lücken von 85 Minuten in den Fahrplan und macht das Ausgehen in Heilbronn noch unattraktiver. Besonders ärgerlich empfindet der VCD diese Verschlechterungen, da der Heilbronner Verkehrsverbund HNV zum Jahreswechsel erneut die Fahrpreise um durchschnittlich 2,07 Prozent erhöht. „Wie man dies den Fahrgästen in der Region vermitteln will, bleibt rätselhaft. Auf diese Weise schafft man jedenfalls keine Verkehrswende“, zeigt sich Hans-Martin Sauter enttäuscht.
Der VCD schließt sich daher den aktuellen Forderungen des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) nach einem Preisstopp im Öffentlichen Verkehr an. Klimaschutz und steigende Preise bei Bahn und Bus passten nicht zusammen, findet der vzbv. „Wer an den Preisen dreht, stärkt den Autoverkehr, aber nicht das Klima. Angebot und Qualität bei Bussen und Bahnen müssen kreativer und besser werden. Es braucht innovative Mobilitätslösungen. Ein weiter so bei höheren Kosten für Verbraucherinnen und Verbraucher hilft weder den Menschen noch dem Klima“, sagt Klaus Müller, Vorstand des vzbv. Dass es beim ÖV auch in der Region Heilbronn-Franken nicht voran geht, zeigen einige Beispiele:
Hohenlohebahn: Es bestehen weiterhin Fahrplanlücken, weil RE-Züge aus Schwäbisch Hall am Wochenende und abends in Öhringen enden und nicht bis Heilbronn Hbf durchfahren. Der VCD kritisiert dies seit Beginn des neuen Verkehrsvertrages mit der Westfrankenbahn, da ein Zweistundentakt weiterhin nicht dem viel propagierten Landesstandard im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) entspricht. Um 22:32 Uhr und 23:31 Uhr enden weiterhin RE-Züge in Öhringen, OHNE dass es einen Anschluss für die Weiterfahrt mit der S4 gibt. Lediglich am Freitag und Samstag fährt der letzte RE nun durch bis Heilbronn, was einzig dem Engagement des VCD zu verdanken ist. Zudem hält weiterhin nur jeder zweite RE in Obersulm-Willsbach, einem Einzugsgebiet mit Tausenden von Fahrgästen.

Stadtbahn Heilbronn: Auch hier stagniert das Angebot seit Jahren, es fehlen vor allem abends und am Wochenende viele Verbindungen. Die letzten Züge der S4 auf der Ost-West-Achse fahren künftig gegen 1:40 Uhr und nicht mehr gegen 1:20 Uhr ab Heilbronn Hbf. Das bedeutet, es gibt zwischen 0:15 und 1:40 Uhr über 85 Minuten KEINE S-Bahn-Verbindungen mehr ins Weinsberger Tal oder Richtung Schwaigern! Das mag vielleicht für ein paar Spätausgeher am Wochenende passen, bedeutet aber für sehr viele Fahrgäste eine massive Verschlechterung. „Wenn man jetzt in Heilbronn ausgeht, muss man zusehen, dass man die Bahn um 0:15 Uhr noch erwischt, oder im Zweifel mit dem Taxi fahren“, sagt Sauter. Die wenigsten Fahrgäste würden nun bis fast 2 Uhr warten. Dabei bräuchten wir gerade auf der S4 dringend Verbesserungen und zum Beispiel abends einen durchgehenden Halbstundentakt statt nur stündliche Verbindungen. Begründet wird die Verlegung der letzten S4-Fahrten damit, dass die S4 nun den RE aus Mannheim abwarte, der um 1:25 Uhr in HN Hbf ankomme. Doch wie viele Umsteiger gibt es zu dieser Zeit? Und warum fährt die S4 dann erst 15 Minuten später? Der VCD fordert in diesem Fall eine zusätzliche Fahrt der S4 in beiden Richtungen entweder wie bisher um 1:15 Uhr oder halbstündlich versetzt um 0:45 Uhr, was deutlich attraktiver wäre.

Frankenbahn: Weiterhin haben Schüler*innen keine Möglichkeit, aus dem Jagsttal morgens zeitig vor 8 Uhr in Heilbronn zu sein und die Berufsschulen rechtzeitig zu erreichen. Auch diese Verschlechterung gegenüber früher besteht seit der Betriebsaufnahme von Abellio und Go-Ahead und liegt daran, dass Fahrten der RB18 in Neckarelz statt in Osterburken beginnen und zwischen Osterburken und Heilbronn gerade in der Hauptverkehrszeit Fahrplanlücken bestehen. Auch der RE8 um 7:20 Uhr von Heilbronn Hbf nach Stuttgart (anstatt 7:12 Uhr im üblichen Takt) parkt weiterhin sinnlos 7 Minuten in Heilbronn und kommt für viele Pendler zu spät in Stuttgart an. Allgemein herrscht in den Randzeiten immer noch ein für Fahrgäste unverständliches Durcheinander von Fahrten der Linien RE8, RE10, RE12 und RB18.

Busverkehr: Größtes Ärgernis für den VCD ist der neue Chaos-Fahrplan der Linie 694 von Neckarsulm nach Obereisesheim und Untereisesheim als Ergebnis der halbseitig gesperrten Wehrbrücke in Neckarsulm. Wo bisher dank Taktverkehr und einem durchdachten Rendezvous-System am ZOB Ballei in NSU Anschlüsse zu den anderen Linien in alle Richtungen bestanden, verpassen sich die Busse jetzt die meiste Zeit um 1-2 Minuten! Schüler*innen aus der Realschule Neckarsulm kommen mit dem Stadtbus zu den Minuten :16 oder :46 am ZOB an, der Bus nach Obereisesheim und Untereisesheim fährt aber zu den Minuten :15 und :45 ab. Für den VCD ist unbegreiflich, wer solch einen Fahrplan konstruiert und warum der Aufgabenträger hier nicht einschreitet. Am Wochenende wurde das Busangebot auf der 694 massiv ausgedünnt (samstags von insgesamt 50 auf 38 Verbindungen, sonntags von 38 auf 20 Verbindungen nahezu halbiert) und aus jedwedem Takt gebracht, so dass Anschlüsse zur S-Bahn oder zum Regionalverkehr in Neckarsulm nur noch rein zufällig bestehen. „Hier wurde ein bislang funktionierendes Fahrplankonzept mit leicht merkbarem Taktverkehr alle 30 Minuten und guten Anschlüssen am ZOB sinnlos zerstört und der ÖV massiv geschädigt“, stellt Sauter fest. Allgemein gibt es auch im Busbereich in Stadt- und Landkreis keinerlei nennenswerten Verbesserungen, obwohl der VCD seit Jahren (!!) auf konkrete Probleme etwa mit verpassten Anschlüssen zwischen Bus und S-Bahn hinweist und unzählige Verbesserungsvorschläge macht! (mgr)
