VCD: Landkreis muss Unterstützung für S-Bahn-Ausbau einfordern

Der Umwelt- und Verbraucherverband Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) in der Region Hall-Heilbronn-Hohenlohe reagiert mit Empörung auf jüngste Äußerungen von Landrat Detlef Piepenburg, wonach die Stadtbahn ins Zabergäu auf absehbare Zeit keine Chance auf Realisierung habe.
VCD-Vorstand Hans-Martin Sauter: „Erst die Frankenbahn, jetzt die Zabergäubahn. Landrat Piepenburg hat offenbar jedwede Hoffnung für eine Weiterentwicklung der regionalen Infrastruktur und Unterstützung aus Stuttgart aufgegeben. Erneut zeigt sich, dass Stuttgart 21 wie ein Staubsauger finanzielle Mittel aufsaugt und auf Kosten vieler sinnvoller Projekte geht.“
„Der Landrat sollte lieber in Stuttgart lautstark Unterstützung für die Region Heilbronn-Franken einfordern“, so Sauter. Zumal Piepenburg immer wieder betone, dass er es für richtig halte, in Stuttgart mehrere Milliarden Euro an Steuermitteln für einen nutzlosen unterirdischen Bahnhof zu verbuddeln.
Der VCD verweist darauf, dass allein für den Bau des Stuttgarter Tunnelbahnhofes 366 Millionen Euro an Regionalisierungsmitteln des Bundes zweckentfremdet werden. Sauter: „Dieses Geld könnte das Land sehr wohl für den Ausbau der Zabergäubahn einsetzen und für über 100 Jahre den Stadtbahnbetrieb finanzieren.“
Hans-Martin Sauter: „Wer den Verkehrskollaps in der Region Heilbronn-Franken verhindern und zugleich den Kommunen wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten bieten will, der kommt um den Ausbau eines leistungsstarken S-Bahn-Netzes nicht herum.“ Sämtliche Nachbarkreise hätten das erkannt, nur der Landkreis Heilbronn agiere mutlos und ignoriere Zukunftsperspektiven. Die Kommunen auch noch mit Horrorzahlen abzuschrecken, sei absolut kontraproduktiv.
Der VCD hält die von Piepenburg vorgelegte Kostenkalkulation teils für fachlich nicht begründet und nicht nachvollziehbar. Mit der Stadtbahn würden die Fahrgastzahlen im Zabergäu und damit auch die Einnahmen deutich steigen. Zudem spare der Landkreis wiederum Kosten beim Busverkehr.
Der VCD fordert bei der Zabergäubahn pragmatische Lösungen und auch den Einsatz von Elektro-Diesel-Hybrid-Zügen zu untersuchen. „Busse können eine schnelle S-Bahn nicht ersetzen“, sagt Sauter. Der halbstündige Anschluss mit Diesel- oder Hybrid-Fahrzeugen in Lauffen sei vorerst immer noch besser und wirtschaftlicher als gar keine S-Bahn. Mittelfristig könnte die Strecke dann weiter ausgebaut und zusammen mit dem Bahnverkehr Richtung Heilbronn ausgeschrieben werden.

Anmerkung: Die Heilbronner Stimme hat die Pressemitteilung auf ihrer Internet-Seite zunächst wieder mal stark verkürzt veröffentlicht und vor allem alle Bezüge zu Stuttgart 21 und die Kritik an Landrat Detlef Piepenburg getilgt. Das passiert regelmäßig, und es stellt sich die Frage, ob dahinter Absicht oder schlicht Ignoranz zu vermuten ist. Später gab es dann doch noch den kompletten Text.
Immerhin setzt sich die Bürger-Union in Güglingen sehr kritisch mit dem Thema auseinander und schreibt auch Leserbriefe, zu finden im Kommentar zu diesem Artikel.
Und auch die Grünen in Lauffen diskutieren mit (bislang die einzige Partei) und sehen den klaren Zusammenhang zur Geldvernichtung bei Stuttgart 21.
Dagegen reagiert die Südwest Presse positiv und greift den Vorschlag für Hybrid-Züge auch für die S-Bahn nach Schwäbisch Hall auf.

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2 Gedanken zu „VCD: Landkreis muss Unterstützung für S-Bahn-Ausbau einfordern

  1. In einem Leserbrief an die Heilbronner Stimme schreibt Joachim Esenwein:

    Nicht nur der Zabergäubahn auch dem Zabergäu droht das Abstellgleis

    Das Zabergäu wird gleich einem abgelegenen Alpental abgehängt. Gleichzeitig ist die Stadtbahn das Erfolgsmodell im Kreis Heilbronn, welches Ost-, West- sowie Nord-, Süd-Beziehungen erschließt. Lauffen wird zum wichtigen Knotenpunkt zwischen den unterschiedlichen ÖPNV-Verkehren werden. Endgültig im Entwicklungsschatten liegt das Zabergäu, ganz weit weg von wichtigen Verkehrsanbindungen. Ein „starkes Stück Zabergäu“ sieht anders aus. Die jetzt an der Stadtbahn gelegenen Kommunen erhalten Entwicklungsimpulse, die anderen das Nachsehen. Nicht der Bus, die Bahn bringt den regionalen Erfolg und kommunale Stärke. Die Bevölkerung im Zabergäu zwängt sich in den Bus, während in der Nachbarschaft die getaktete Stadtbahn die Lebensqualität steigert. Junge Leute verlassen auch aus diesen Gründen die Region und verschärfen die Strukturdefizite. Die Anziehungskraft der Städte und der verkehrsgünstig an Stadtbahn und Bahn gelegenen Kommunen wächst. Sie werden ihre Standortvorteile auch für die älter werdende Bevölkerung nutzen können. In Heilbronn ist dieser Trend schon deutlich zu spüren. Der Immobilienmarkt erfährt seine Impulse aus dem Landkreis, schreibt Manfred Stockburger in der Heilbronner Stimme vom 15.03.2010.
    Bliebe im Zabergäu allein die Umgehungsstraße. Auch sie lässt sich nur verwirklichen, wenn die Kommunen (Güglingen, Pfaffenhofen…) den Löwenanteil selbst finanzieren. Und sie ist nicht nur ein Vorteil, denn sie beabsichtigt eine wohngebietsnahe Trassenführung. Sie wird die Lebensqualität für wenige verbessern und durch die Verlärmung ganzer Quartiere viele zusätzlich belasten. Die Bahn, die dem Bus immer den Rang ablaufen wird, liegt zwar noch näher an den Siedlungen, ihr Nutzen ist aber mittel- und langfristig von deutlich höherer Qualität.
    Und zum Schluss: Güglingen könnte mit seinen Kreisumlagen der Jahre 2008 – 2010 die jährlichen Unterhaltskosten der Schiene mit cirka 4 Mio € alleine bezahlen. Nehmen wir die Finanzausgleichsumlagen und die Gewerbesteuerumlagen hinzu, dann wäre der Bau durch die Umlagen der letzten fünf Jahre (ca.34 Mio €) abgedeckt. Die Abschöpfung der kommunalen Leistungsfähigkeit durch Land und Bund, durch das neue „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“ mit 1,6 Mrd € nochmals verschärft, wird zum Albtraum. Die Zabergäubahn ist nicht finanzierbar? Der Dank gilt allen Finanzjongleuren und sonstigen Verantwortungslosen. Der Dornröschenschlaf fürs Zabergäu beginnt gerade!

  2. Es tut weh dies zu lesen, trifft es doch die Wahrheit in allen Punkten.

    Ich stimme dem vorherigen Kommentar vollständig zu, möchte dennoch, damit es nicht in der Länge des Kommentars untergeht, kurz erwähnen, was eine Stadtbahn ins Zabergäu für eine Steigerung der Lebensqualität bedeuten würde:

    – Die Jugend müsste nicht in die Stadt ziehen, wenn diese mit einer S-Bahn direkt erreicht werden könnte.

    – Der Wohnungsmarkt blüht auf, denn der Zabergäu wäre dann für Personen aus der Stadt eine ernsthafte Wohnalternative.

    – Touristen aus der Stadt würden mit der S-Bahn in den Zabergäu kommen, dadurch verbessert sich, zugegeben etwas zeitlich versetzt, auch die Tourismusindustrie im Zabergäu.

    – Durch die verbesserte Tourismusindustrie ist es dann sogar vorstellbar, in Kooperation mit dem KVV, Tagestouristen aus Karlsruhe mit einer S-Bahn in den Zabergäu zu bringen. Wenn dies ein Sonderzug ist, bei dem Umsteigen und Wartezeit in HN entfiele, lassen sich bestimmt in der Region Karlsruhe genug Touristen finden, die ein solches Angebot wahrnehmen würden.

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